Wir ahnten nicht, dass es uns so gut geht.


Es ist warm, ich suche eine leichte Maske in der Pandemie,
lande in dem persischen Geschäft in der Nebenstraße,
der Inhaber sitzt gelassen in einer gemütlichen Ecke am Fenster,
er lernt dort mit einer jungen Frau mit weitem Lächeln die Sprache, zwei Karaffen Wasser stehen auf dem Tisch, neben den Büchern und Heften, Tee in kleinen Tassen.
Im Laden stapelt Buddhas, Seife, Wein und Schokolade.
Hier ist das gute Leben, schmunzle ich.

Ich nehme das Exemplar aus leichten Leinen.
Er ist abweisend. Oder in sich gekehrt. Irgendetwas.

Ich frage ihn, wie das Geschäft läuft. In der Pandemie.
Er schüttelt den Kopf: "Wissen Sie, viele Deutschen haben alles: Krankenversicherung, Yoga, einen festen Job ... aber sie beschweren sich immerfort."

Ich nickte, etwas beschämt. Stimmt. Wir haben alles, wir wollen nicht, dass uns etwas verloren geht. Wir fürchten den Verlust der Freiheit und Privilegien, natürlich. Wir sind aber auch plötzlich dankbar für Dinge, die uns selbstverständlich erschienen. Wir ahnten nicht, dass es uns so gut geht. Und auch jetzt, schätzen wir es wirklich?

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