"... ein Schmiermittel, um das alles ertragen zu können"

Klarheit. Und viel klarer als vor Monaten muss ich nun (wieder wie vor Jahren) dem vermeidlichen Grund für das Beziehungsbedürfnis zustimmen: „Die Liebe ist doch das Einzige, was noch zählt. Der Kapitalismus ist kalt, die Religion kann uns nicht trösten, da wird die Partnerschaft zum Sinnstifter. Die Liebe wird uns als letzte Bastion gegen den Kapitalismus und unsere neoliberale Gesellschaft verkauft – ich denke aber eher, sie ist ein Schmiermittel, um das alles ertragen zu können.“ Christine Rösinger über die romantische Zweierbeziehung (RZB), die Überbewertung von Liebe in unserer Gesellschaft und Paarmarketing zur TAZ.
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Da gerät  also etwas viel zu sehr in den Fokus, nur aufgrund unserer merkwürdigen Gesellschaft, wächst nicht mehr natürlich aus sich heraus, sondern ist Trotspflaster und Halteinsel im Leben.

Mit einer Vorstellung von Beziehung, darauf hinzuarbeiten, getrieben nach geistiger und körperlicher Nähe, steuert man hinein, hält vielleicht kurz inne, fühlt sich sicher gut darin, man hat etwas, einen gefühlten Mehrwert im Leben, etwas schönes, das alles besser oder perfekter macht. Man fühlt sich eine kurze Zeit lang, eine lange Zeit kurz gut damit. Aber da das alles nicht ohne Selbstbespiegelung und Auseinandersetzung möglich ist, also ohne die Gefahr, auch verletzt zu werden, kann schnell kippen, was intensiv, schön und bereichernd daher kommt - in eine viel unschöneres, langweiliges, bremsendes oder konfliktgeladenes, energieverschwendendes Ungleichgewicht.

Wenn man aber erkennt, dass es nur eine abstrakte Projektion von Beziehung und Partner ist, der man hinterher rennt, löst sich eine Sehnsucht auf, geht in Bedürfnislosigkeit über. Und Beziehungen pflegen wir ja einige, intensive - zu Menschen, die wir mögen, achten, lieben.

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