Dem Quetzal folgte der Sturzregen. Ein Haus am Hang.
"Ich würde gerne mal Wein trinken", sagte ich. Dann ging ich los, um einen roten zu kaufen, zur Beruhigung von der Ruhe, als Ablenkung von dem schweigsamen Miteinander, in das wir uns die letzten Tage leise hineinbewegten. "Hier ist heute eine Reggae-Jamsession", erzählte ich ihm bei der Rückkehr, in ruhigem lächelnden Ton. Mal schauen, der Wind kam auf und wir mussten uns entscheiden. Im Dorf bleiben oder hinauf. "Fühlst du dich kräftig genug für den Aufstieg?", schaute er mich an. "Wie lang ist denn der Weg?" - "Vielleicht 20 Minuten. Aber steil." Ich willigte ein.
Wenn das Gewicht des Rucksacks auf Hüfte und Knie sackt, hat man einen eigenwilligen Stand und spürt erst überhaupt die Muskulatur in Knie und Oberschenkel. Ich lief ihm wieder schnell hinterher, durch das ärmliche Viertel, dann zwischen Kaffeepflanzen und Sträuchern entlang, Wolken, die sich darin verhingen. Immer hin und her gerissen, zwischen Moment aufsaugen, Ort mit der Kamera festzuhalten und den Weg irgendwie abzuspeichern. Der Pfad war viel schmaler und steiler als ich erwartet hatte, und zeichnete sich nur durch Fußspuren, winzige treppenartige Gebilde in die Erde. Eine halbe Stunde führte uns über einen zugewucherter Schlängelweg, der wirkte als sei lange niemand mehr hier entlang oder immer nur behutsam. Vielleicht ist die Natur aber auch einfach schneller als die wenigen Menschen, die sie durchqueren. Der Regen lässt das Grün sprießen. Ich blieb auf der ersten Anhöhe stehen und den Blick darüber fallen, gleiten, atmete die feuchte Luft ein, den Ausblick ohne Geländer.
Der Regen kam, das spürte ich und so nahm schnell die Fährte wieder auf, denn er verschwand schon beinahe unsichtbar im Gebüsch. "Da den großen Stein musst du dir merken, und wenn du vom Dorf kommst, dann frag immer nach dem cementario, dem Friedhof", sagte er und ich versuchte Konzentration zu finden. Die kleinen Bergstufen waren eng und schmal, dass ich mich kaum traute inne zu halten ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Ich hielt die Luft an, wenn der Rucksack mich von meiner Mitte entfernte. Die Knie immer im rechten Winkel quengelten danach gestreckt zu werden, mit einem kleinen Krampf im Schenkel. Ich lenkte die Konzentration auf den Boden, meine Füße, die fest darauf standen und meinen gleichmäßig, erregten Atem.
Ich lächelte nach der ersten Etappe und verdrängte den Gedanken an den Abstieg mit Gepäck. Schon zwei Tage darauf sollte ich diesen Weg allein bei einbrechendem Regen gehen. Wir waren noch im Dorf und er hatte uns schon gejagt und ich war keinen Moment zögerlich, als er mit dem schweren Gepäck vorging, bevor sich die Erde in Schlamm auflösen würde. Ich ging schnell durch den Regen, hielt den Kopf geschützt und fragte dann doch einen Jungen, der mir entgegen kam, ob das die richtige Richtung sei. Der kürzere Weg sei da entlang, riet er mir, kannte das Haus Fernandos natürlich. Ich nahm die Route auf, die ich kannt, die wilde, steilere Tour. Und ich behielt den Kontakt zum Boden, war aufmerksam, den richtigen Stein zu erkennnen, wo man abbiegen muss, nachdem mir der Pfad unbekannt erschien. Ich fühlte den Schlamm unter den dicken Schuhsohlen, heute nicht barfuss klettern, und das feste Gestein darunter, klitschnass kam ich oben an: "Weißt du, es ist gut, dass wir hier hochgekommen sind", sagte ich von einem Glück durchströmt, dass der Sturzregen des Aufstiegs wohl mit sich gebracht hatte, als ich erleichtert das Haus erreichte.
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