Weiche Luft auf einem entladenen Ananas-Transporter


Fahrtwind

Dick und weich drückt sich ihr die Luft entgegen. Ein dicker, weicher Wind legt sich um ihr Gesicht und schließt ihre Augen. Wie zu zwei Schlitzen geformt, lässt sie die Tränen fließen und schaut gerade aus, der vorbeifliegenden Welt des Dschungels entgegen, auf der Ladefläche eines leeren Ananas-Transporters.

Ihr Blick streift immer mal die Kinder neben ihr, die konzentriert in den Fahrtwind starren, getrocknete Tränen in den Augenwinkeln, und dann treffen sich die Blicke, gebeugt von der heftigen Brise, in einem ruhigen Lächeln. Die Haarspitzen schlagen ihr stachelig auf die Haut und der Nacken wird hart. Die Jungs üben sich im Indianer-Starksein und eines der Mädchen rückt sich eine der leeren Pepsi-Getränkekisten zurecht, um sich in den Windschatten zu setzen. Sie sinkt hinunter in die Knie, um Luft zu holen, drückt sich dann hinauf, als bräuchte sie den Fahrtwind zum Atmen. 

Und keiner sagt ein Wort als wäre die Luft zu dick zum Sprechen, dabei ist sie nur sprachlos, weil ihr die spanischen Worte fehlen und weil sie so überwältigt von der Natur ist, der vorbei rasenden Landschaft aus Palmen und Bergen, Straßen und Hütten, Werbung und Gerüchen, dem Endlos-Grün und der Endlos-Leere, in der einem - unter Röhren des Motors im Wind - am Straßenrand nur vereinzelt Menschen begegnen. Arbeiter mit Machete, auf Rädern, neben Frauen, die Körbe voller Holz auf dem Kopf tragen, gefolgt von Kindern am Bordstein, wartend, spielend . Sie blickt auf die hübschen Mädchen neben sich, die den Blick entspannt über die gewohnte Landschaft gleiten lassen und bei ihrem Anblick, ihrer Größe und hellen Haut schmunzeln müssen.

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